Aktien kaufen : Wie und wo Anfänger an der Börse starten (2023)

Mit Wertpapieren zu handeln klingt für einige nach Raketentechnik. Doch das ist ein Irrtum: Der Weg zu Depot und Aktienkauf ist deutlich kürzer als gedacht.

Aktien kaufen : Wie und wo Anfänger an der Börse starten (1)

München Es gibt viele Umfragen dazu, warum Menschen Aktien meiden. Der am häufigsten genannte Grund, warum sie sich im übertragenen Sinne nicht aufs Börsenparkett trauen, ist die Volatilität an den Märkten. Kein Wunder, denn die Vorstellung, dass aus 1000 investierten Euro über Nacht 500 werden können, reizt höchstens Abgebrühte. Andererseits rentierten sich in den vergangenen Jahrzehnten trotz der Crashs in den Jahren 1987, 2002, 2008, 2020 und vieler anderer Kursrutsche Aktien und Aktienfonds mehr als jede andere Art, Geld anzulegen.

Doch wie kann man Aktien, Fonds und ETFs handeln, und wo? Was ist wichtig, wenn man ein Depot eröffnet? Wie geht man mit schwankenden Kursen um? Und wie werden Gewinne versteuert? All diese Fragen hat die Redaktion des Handelsblatts zusammengetragen und zeigt, worauf es ankommt, um an der Börse zu starten und langfristig erfolgreich zu sein.

Die Grundlage zum Aktienkaufen: Das Depot

Jeder Aktionär und jede Aktionärin braucht zunächst ein Depot, also die persönliche Plattform, über die Aktien und auch Fonds ge- und verkauft werden. Dort lagern Anteilsscheine, nicht mehr in Papierform, aber virtuell. Fast alle Online- und Direktbanken bieten Depots an, aber Depot ist nicht gleich Depot, denn bei dem, was sie bieten, und bei den Kosten unterscheiden sich die Angebote zum Teil gewaltig. Stark verallgemeinert gilt: Bei Banken, die vor Ort Filialen unterhalten, ist der Börsenhandel eher teurer, bei Onlinebanken sind die Kosten eher geringer.

Aktien online kaufen: Was Onlinebanken wie ING Diba oder Comdirect bieten

Onlinebanken wie etwa ING, DKB, Comdirect oder Consors bieten meist zweierlei an: ein kostenloses oder sehr günstiges Girokonto plus ein kostenloses Depot. Darüber hinaus gibt es auch reine Broker. Das Geld, um Aktien oder andere Wertpapiere zu handeln, kommt vom Girokonto des jeweiligen Kunden, das als sogenanntes „Verrechnungskonto“ beim Broker hinterlegt ist. Diese Broker heißen etwa Onvista, Flatexdegiro oder Smartbroker.

Aktien online kaufen: Neobroker als Alternative

Daneben gibt es sogenannte Neobroker, die sich an Menschen richten, die in erster Linie über das Smartphone handeln. Sie sind, was die Gebühren angeht, in der Regel noch günstiger als die Direktbanken. Das Depot kostet auch bei ihnen nichts, sofern der Kunde in bestimmten Abständen eine sogenannte Order platziert: Das heißt, er kauft oder verkauft Wertpapiere wie Aktien.

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Der Unterschied zu den Direktbanken ist so ähnlich wie der zwischen Lebensmitteleinzelhändlern und Discountern: Beide bieten Lebensmittel an, die Discounter jedoch längst nicht alle Sorten und bestimmte exotische Speisen sucht man vergebens. Dafür zahlt man für die meisten Produkte deutlich weniger.

Wie eröffne ich ein Depot?

Hat man sich einen Anbieter ausgesucht, meldet man sich an. Dies geht in folgenden Schritten:

  1. Zuerst muss man in der Regel ein paar Fragen zu seiner Risikoneigung beantworten.
  2. Dann ist es nötig, sich zu identifizieren. Das funktioniert inzwischen bei den meisten Banken und Brokern im Rahmen eines Videotelefonats, in dem man sich mithilfe seines Personalausweises anmeldet.
  3. Danach werden die Zugangsdaten per E-Mail oder Post zugeschickt. Hat man sie erhalten, ist das Depot startklar.

Der erste Trade: So kaufen Sie Aktien, Fonds und Co.

Geht es darum, Wertpapiere zu kaufen, wird das gern auch mit dem englischen Begriff „traden“ beschrieben. Die meisten Onlinedepots bieten die Möglichkeit, Aktien nach dem Namen zu suchen, also mit einer sogenannten Ordermaske. Doch vorher gibt es noch ein paar Dinge zu erklären:

Um Wertpapiere zu finden, benötigt man die Wertpapierkennnummer (WKN) oder die Internationale Kennnummer (ISIN). Die WKN ist ein sechsstelliger Code für ein bestimmtes Wertpapier. Der weltweite Standard ist jedoch die ISIN.

Eine ISIN vergibt das Institut für die Ausgabe und Verwaltung von Wertpapieren in Deutschland. Die WKN wird dennoch parallel gebraucht, sie ist auch in der ISIN enthalten.

So wichtig sind ISIN und WKN beim Aktienkauf

Wie wichtig ISIN und WKN sein können, zeigt sich bei der Suche nach Fonds und Unternehmen, die zwar den gleichen Namen tragen, aber dennoch wenig miteinander zu tun haben. Merck ist so ein Fall. Vor dem Ersten Weltkrieg war Merck ein einziges Unternehmen. In den Wirren des Kriegs wurde daraus ein deutsches Pharmaunternehmen und ein US-amerikanisches.

Heute habe die Konzerne unternehmensrechtlich nichts mehr miteinander zu tun. Wer aber „Merck“ ins Suchfeld eingibt, bekommt zwei Aktien angezeigt, die sich in ISIN und WKN unterscheiden. Welche Aktie nun für das amerikanische und welche für das deutsche Unternehmen steht, sieht man besonders deutlich an der ISIN. Die eine beginnt mit DE für Deutschland, die andere mit US für die USA.

Warum es nicht egal ist, an welcher Börse man Aktien handelt

Ist die gewünschte Aktie, der Fonds oder ETF der Wahl gefunden, geht es um den Umfang der Order. Entweder man gibt eine konkrete Zahl an Papieren an, die gekauft werden sollen, oder einen Betrag, für den die Papiere erworben werden sollen. Danach muss die Anlegerin oder der Anleger entscheiden, wo die Aktie gekauft werden soll. Denn die meisten Aktien sind an mehreren Börsen handelbar.

>> Lesen Sie auch: Wie funktioniert die Börse?

Wer sich unsicher ist, sollte bei deutschen Aktien eher Xetra von der Frankfurter Börse wählen, denn dort wird viel gehandelt. Je mehr an einer Börse gehandelt wird, desto schneller werden Kurse gestellt. Wie schnell gehandelt werden kann, hängt auch vom Unternehmen ab. Die Aktien winziger Unternehmen werden oft nicht so häufig gehandelt wie die Aktien von Riesen wie Apple oder Allianz.

Aktien kaufen: Welche Orderformen gibt es?

Nachdem die Börse bestimmt ist, geht es darum, wie die Order ausgeführt werden soll – hier empfiehlt es sich, „billigst/bestens“ auszuwählen. In diesem Fall wird die Kauforder zum aktuell günstigsten Kurs ausgeführt. Verkaufsorders werden zum höchsten Kurs ausgeführt. Mit einer TAN wird die Order gegen eine Gebühr ausgelöst, und wenig später befindet sich die Aktie im Depot.

Fonds und ETFs werden ganz ähnlich gekauft, einige Broker bieten auch ein Festpreisgeschäft an. Anders als bei anderen Wertpapieren kann es sein, dass für die Anteile noch ein Ausgabeaufschlag von drei bis fünf Prozent des investierten Betrags zu zahlen ist. Viele Broker bieten aber bestimmte Fonds und ETFs auch ohne Ausgabeaufschlag an; welche das sind, erfahren Anlegerinnen und Anleger meist auf der Website der Bank oder des Brokers.

Wie sicher ist ein Depot?

Wertpapierdepots unterliegen nicht wie Spar- oder Girokonten einer Einlagensicherung, sie sind vielmehr wie Schließfächer zu betrachten, auf deren Inhalt die Bank nicht zugreifen darf. Das Depot kann auch jederzeit gewechselt werden. Die Bank ist in diesem Fall verpflichtet, die Wertpapiere binnen bestimmter Fristen an die neue Bank zu übertragen.

Welche Aktien lohnt es sich jetzt zu kaufen?

Wie man nun erkennen kann, ob eine Aktie günstig ist, darüber lassen sich ganze Bibliotheken füllen. Es gibt aber einige Kennzahlen, auf die Profianleger besonders schauen, um zu entscheiden, ob sie die Aktie kaufen.

Echte Verluste und Buchverluste bei Aktien

Es mag vor allem nach dem jüngsten Dax-Rekordhoch schrecklich klingen, wenn der deutsche Leitindex binnen einer Woche um 20 Prozent einbricht. Viele Journalisten rechnen dann aus, wie viele Milliarden Euro mit diesem Kursrutsch nun futsch sind. Auch wenn sich solch ein Crash im eigenen Depot zeigt: Erst wenn man die abgestürzten Aktien verkauft, hat man den Verlust auch tatsächlich erlitten. Wer nichts macht, hat lediglich sogenannte Buchverluste. Die tun erst mal nicht weh, und man behält die Chance, dass sich die Aktien wieder erholen.

Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass man Aktien stur halten sollte. Geht ein Unternehmen langsam pleite, ist es sinnvoll, sich lieber früher als später von der Aktie zu trennen. Bei einem Crash wie zu Coronazeiten stürzten auch viele Aktien gesunder und profitabler Unternehmen ab. Bricht eine Panik aus, und nichts anderes ist ein Crash an den Börsen, verkaufen Anleger und Computersysteme alles, ganz gleich, ob es sich dabei um eine gute oder eine schlechte Aktie handelt.

Aktien versteuern: Was ist zu beachten?

Für Kursgewinne oder Dividenden – sogenannte Kapitalerträge – müssen Anlegerinnen und Anleger seit 2009 eine Kapitalertragsteuer abführen. Folgendes geht insgesamt von den Kapitalerträgen ab:

  • Kapitalertragsteuer (25 Prozent)
  • Solidaritätszuschlag
  • Kirchensteuer

Als Beispiel: Von jedem Euro, den Anleger verdienen, bleiben rund 27 Cent beim Finanzamt. Den Löwenanteil davon, 25 Cent, macht die Kapitalertragsteuer aus, der Rest entfällt auf den Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer.

>> Lesen Sie auch: Wann Anleger auf den Gewinn mit Aktien Steuern zahlen

In der Regel werden Kapitalertragsteuer und Soli direkt von der Bank abgezogen. Daher wird diese Steuer oft auch Abgeltungsteuer genannt. Wer der depotführenden Bank oder dem Broker seine Konfession mitgeteilt hat, bekommt auch die Kirchensteuer abgezogen.

Welche Gewinne sind steuerfrei?

Singles dürfen seit dem 1. Januar 2023 jährlich bis zu 1000 Euro Gewinn mit Aktien erzielen, ohne dafür Steuern in Form der Abgeltungsteuer zu zahlen. Bei veranlagten Ehepaaren verdoppelt sich der Steuerfreibetrag auf 2000 Euro. Erst jeder Cent, der die genannten Freibeträge überschreitet, muss versteuert werden. Damit der Freibetrag für den Aktienverkauf gilt, müssen Anleger ihrem Broker einen „Freistellungsauftrag“ erteilen.

Doch wer einigermaßen erfolgreich investiert, wird diese Grenze bald hinter sich gelassen haben. Besteuert werden nicht nur Kursgewinne, sondern auch Zinsen und Dividenden. Wer eine Aktie unter dem Wert verkauft, zu dem er sie gekauft hat, kann den Verlust aber mit dem Gewinn aus einem anderen Aktiengeschäft verrechnen und so Steuern sparen. Passiert das innerhalb desselben Jahres und desselben Depots, verrechnet die Bank die Beträge automatisch.

Mehr: Nach dem Dax-Rekord – Diese fünf Trends werden die Märkte bewegen

Dieser Artikel erschien bereits am 18.01.2023. Der Artikel wurde erneut geprüft und mit leichten Anpassungen aktualisiert.

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Author: Dr. Pierre Goyette

Last Updated: 24/07/2023

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